In Reuden wollte der
Schäfer des Gutsbesitzers einmal zu Tanze gehen, getraute sich aber
nicht, seine Schafe zu verlassen, aus Furcht, es möchte ihm welche
gestohlen werden. Wie er so an den Tanz dachte, gesellte sich ein Mann
zu ihm, welcher einen Charakter besass. Der Mann versprach dem Schäfer,
er wolle ihn den Diebssegen lehren, dann könne er getrost zu Tanze
gehen. Habe er den Diebssegen gesprochen, so bleibe jeder Dieb, welcher
ein Schaf stehlen wollte, gebannt an Ort und Stelle stehen. Der Schäfer
lernte den Diebssegen, mochte ihn aber nicht anwenden; deshalb musste er
bei den Schafen bleiben. |
In dem Dorfe Reuden
bei Calau wohnte zu Anfang dieses Jahrhunderts ein Schäfer mit seiner
Frau. Die Leute im Dorfe behaupteten, er beherberge den Drachen in seinem
Hause. Einst wurden beide Eheleute zu einer Kindtaufe eingeladen. Sie beauftragten
die Magd, dass dieselbe, wenn sie vom Hause fort wären, auf den Boden
gehe und um die Mittagszeit einen Topf mit Milchhirse in eine Tonne, welche
sich auf dem Boden befand, stellen sollte. Die Magt hatte eine Liebschaft
mit dem Schäferknecht, welcher ihr sagte, sie wollte die Milchhirse
allein essen, es sei ja gleich, ob ein Topf mit Hirse oder ein Topf mit
Wasser in die Tonne gestellt werde. Die Magd liess sich auch überreden.
Die Mittagsstunde schlug, und die Magd begab sich mit einem Topf Wasser
auf den Boden. Sie stellte das Wasser in die Tonne: zu ihrem Schreck sprang
in demselben Augenblick ein grosses, schwarzes Thier aus der Tonne und
fuhr zum Dache hinaus, dass das Dachgebälk nur so krachte. Genau zu
derselben Zeit, als dies in dem Haus der beiden Eheleute geschah, wurden
dieselben an dem Tisch, wo sie beim Schmause sassen, in den Gesichtern
ganz schwarz und verwandelt; sie gingen erschrocken nach Hause: ihr Gelddrache
war für immer verschwunden. |